SCHREIBEN ALS EXPERIMENT: Denkeinsätze in Kunst und Theorie
Die HTA-Ringvorlesung im Sommersemester 2023 setzt sich mit dem Schreiben als Experiment auseinander. Das Experiment verortet sich zwischen Kunst und Theorie und fragt nach einem Schreiben, unterschiedlichen Schreibweisen, die sich nicht so einfach in jene rigorose Dualität von Kunst und Leben, Theorie und Praxis, Tun und Denken einfassen lassen. Anders gesagt, geht es um ein Schreiben, das mit dem Körper zu tun hat, gar mit dem Körper denkt und so die Grenzen zwischen Philosophie Literatur Theater Kunst unterläuft, zu verschieben sucht. – für ein anderes Verhältnis zwischen Begriff und Existenz. Es geht um ein Denken, das aus den normativen Rhythmen der Welt herausfällt, und in diesem Fallen andere Schreibweisen (er-)findet.
Die Ringvorlesung lädt Künstler:innen und Theoretiker:innen ein, die Schreiben als verkörperte Praxis verstehen, Abenteuer mit Begriffen eingehen, Denken in präziser Unschärfe üben, vom Körper und der Seele der Buchstaben wissen; die Bewegung des Textes als Choreografie begreifen, das eigene Schreiben vom Leben transformieren, affizieren lassen. – für brüchige Texte wie sich selbst destabilisierende Subjekte. Darüber wollen wir sprechen.
Programm:
Annika Haas: Durch den Körper. Hélène Cixous’ Philosophie und Schreiben.
Mit und durch den Körper zu schreiben – dazu fordert der Essay „Das Lachen der Medusa” (1975) der Schriftstellerin und Philosophin Hélène Cixous auf. Doch wie lässt sich ein solches Schreiben realisieren? Unterliegt ihm eine bestimmte Methode oder ist nicht jedes Schreiben ein körperlicher Vorgang? Und wie wird eine Schreibweise zur Philosophie? Geleitet von diesen Fragen lädt der Vortrag zu einer gemeinsamen Betrachtung von poetischen, visuellen und akustischen Einschreibungen des Körpers sowie von (Re-)Inszenierungen des Schreibens bei Cixous ein.
Annika Haas ist Medientheoretikerin. Sie forscht und lehrt am Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung an der Universität der Künste Berlin, wo sie 2022 mit der Arbeit „Avant-Theorie. Hélène Cixous’ écriture du corps” promoviert wurde.
https://visuellekultur.udk-berlin.de/personen/annika-haas
Senthuran Varatharajah: Ein Text ist ein Gott in Trümmern.
Die Zukunft der Kritik formuliert Senthuran Varatharajah als eine Frage nach der Form und plädiert für einen ausgebildten Sinn einer poetischen Kritik, mehr noch für eine vorbehaltlose Bereitschaft genau hin- und zuzuhören, wie ein Text etwas zu uns gesagt haben wird. Es handelt sich um eine Kritik, deren Aufgabe es sein wird, in einer Überblendung von Literatur und Theorie an der Seite der Form zu stehen, jeden Text als Textkörper zu begreifen, in diesem um Körper-Buchstaben und Seelen-Buchstaben zu wissen und Sprache als ein Mittel zu verstehen, ins Schweigen zu übersetzen, – der Unverständlichkeit der Wörter verpflichtet.
Senthuran Varatharajah, geboren 1984 in Jaffna, Sri Lanka, ist Schriftsteller, Philosoph und Theologe. 2016 erschien sein erster Roman "Vor der Zunahme der Zeichen" im S. Fischer Verlag, sein zweiter Roman "Rot (Hunger)" wurde 2022 veröffentlicht, ebenfalls bei S. Fischer. Varatharajahs Romane wurden vielfach ausgezeichnet. Er ist Mitglieder der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Varatharajah lebt in Berlin.
Krassimira Kruschkova: Ineinander: Shown and Told (Meg Stuart/Tim Etchells)
Getanzte und gesprochene Geschichten kommentieren und kontaminieren einander im Performance-Duett Shown and Told (2016) von Meg Stuart und Tim Etchells. Was hier ironisch-melancholisch gezeigt und gesagt wird, sind pointiert unentschiedene Körper- und Sprachgesten, die die Unentscheidbarkeit selbst ausstellen, vielleicht. Megs und Tims Geschichten kommen zusammen, indem sie jeder Eindeutigkeit entkommen, sie werden zusammen erst in ihrer gegenseitigen Kon-fusion: Ein becoming together als uneasy going anstatt als anything goes, ein Hindurchkommen, ohne darüber hinwegzukommen, ein Durcheinander-Hindurchstreuen, ohne einander einfach zu reflektieren. Es sind Geschichten, die aneinander entlang und aneinander vorbei gehen. Dieser Vortrag wird es auch versuchen.
Krassimira Kruschkova ist Theater-, Tanz- und Performance-Theoretikerin und -Kuratorin. Sie unterrichtet an der Akademie der bildenden Künste und an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Nach Studium in Sofia, Dissertation und Habilitation in Wien war sie u.a. 15 Jahre Leiterin des Theorie-Zentrums am Tanzquartier Wien und 4 Jahre Gastprofessorin an der Freien Universität Berlin.
Jereon Peeters: And then it got legs: Dramaturgies of (not) writing
How do you set up conditions for the work to come about? How do you create a shared ground for exploring the unfamiliar in pursuit of making sense? These questions are at the heart of And then it got legs: Notes on dance dramaturgy (2022), in which Jeroen Peeters discusses dramaturgy as an experimental, collaborative practice and a material form of thinking. What if we were to apply these ideas to the practice of writing? Peeters will discuss his writerly poetics as it came about in dialogue with dance and performance – including writing along, documenting the languages of making, and exploring the arts of not writing.
Jeroen Peeters is an essayist, dramaturg and performer based in Brussels. He has published widely on contemporary dance and performance and writes about matters such as ecologies of attention, material literacy, readership, commoning and sustainable development. Books include Are we here yet? (2010) on the work of choreographer Meg Stuart; Through the Back: Situating Vision between Moving Bodies (2014), on spectatorship in contemporary dance; the essays Reseeding the library, gleaning readership (2018) and Bookmarks of sorts (2021); and And then it got legs: Notes on dance dramaturgy (2022). Together with Mette Edvardsen he runs the publishing house Varamo Press. Peeters is a research fellow at Hasselt University, Faculty of Architecture and Arts, and PXL-MAD School of Arts.
Freitag, 23. Juni, 10.-16h,
Saskia Nitsche: Vom Material her schreiben (Workshop)
Der Workshop richtet sich an alle HTA-Studierende, genauso wie Studierende aus Kunst und Design sehr herzlich zur Teilnahme eingeladen sind. Es wird darum gebeten, dass jede*r ein Material zur Schreibwerkstatt mitbringt. Dies können besonders beliebte Werkstoffe sein, aber auch solche die ambivalente Gefühle auslösen. Materialien, die bereits eine persönliche Geschichte erzählen oder solche, die zunächst wenig zugänglich erscheinen.
Saskia Nitsche lebt als Autorin in Berlin. Studium des Szenischen Schreibens an der Universität der Künste Berlin und des Literarischen Schreibens am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, währenddessen intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Disziplinen der Gestaltung. Seit 2015 lehrt sie an verschiedenen Hochschulen in den Bereichen Literarisches Schreiben und Design. Sie schreibt Dramatik und Prosa.
Liebe Studierende, liebe Kolleg:innen, liebe Partner:innen und Freund:innen der Hessischen Theaterakademie!
Die HTA wird 20. Mit unterschiedlichen Ästhetiken und Arbeitsweisen nahm im Wintersemester 2002/03 ein sich vorsichtig beäugender Studien- und Produktionsverbund seinen Anfang, als Initiative des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Dieser bis heute einzigartige Zusammenschluss wurde schnell zu einem lebendigen und kooperationsfreudigen Netzwerk aus Studiengängen und Theatern in Hessen und darüber hinaus, das Lehre, Forschung und professionelle Praxis in den Darstellenden Künsten eng verzahnt und weiterdenkt.
20 Jahre Zusammenarbeit, Diskussion, Entwicklung neuer Projektformate, und immer wieder das Ringen um die bestmögliche Weise, Theater, Performance und Tanz gemeinsam und für die nächste Generation von Theaterschaffenden und -besucher:innen zu denken und zu planen - das möchten wir feiern, und dazu laden wir Sie herzlich ein:
- Der FESTAKT findet am 20.1.2023 ab 19h im Frankfurt LAB, Schmidtstr. 12, in Frankfurt/M. statt - mit Grußworten von Ministerin Angela Dorn und HTA-Präsident Prof. Ingo Diehl, einem Festvortrag von Gründungsmitglied Dr. Elisabeth Schweeger (künstlerische Leiterin Kulturhauptstadt 2024) sowie künstlerischen Arbeiten von Joana Tischkau ("PLAYBLACK") und Gil Hoz-Klemme ("Gustaf Gründgens / Shame Shame Shame!").
Der Eintritt ist frei. Wir bitten um Anmeldung bis zum 31.12.2022 an info_at_hessische-theaterakademie.de.
- unser Jubiläumsfestival vom 20.-22.1.2023 findet am Künstler*innenhaus Mousonturm, am Frankfurt LAB, am Stadttheater Gießen sowie im Stadtraum Frankfurt/M. statt, mit vielen Arbeiten von aktuellen und ehemaligen Studierenden der Studiengänge der HTA.
Lassen Sie uns zusammen zwanzig erfolgreiche Jahre feiern und die kommenden zwanzig in den Blick nehmen!
Was heißt es, auf der Bühne vor Publikum etwas darzustellen - zu zeigen, zu spielen, zu performen? Welche ästhetischen, ethischen und praktischen Fragen entstehen in den Arbeitsprozessen? Was lässt sich am Ende auf der Bühne realisieren? Wieviel Freiraum bei gleichzeitiger künstlerischer Verantwortung und gesellschaftlicher Relevanz bildet sich in der eigenen Arbeit ab? Im Wintersemester 2022/23 lädt die HTA zehn bühnenerfahrene Expert:innen aus den Bereichen Schauspiel, Performance, Choreographie, Tanz und Gesang ein. Mit ihnen sprechen wir über die unterschiedlichsten Erfahrungen zu Auf- und Abtritten, Körperbildern und Spielkonzepten, Repräsentanz und Präsenz, Probenprozessen und natürlich über das (un)gewisse Etwas.
Weitere Informationen zu den Daten und Gästen finden Sie hier.
TERMINE
donnerstags 18:30 bis 20:00 Uhr, online
ANMELDUNG UND ZUGANGSDATEN
Bitte melden Sie sich für die Ringvorlesung an unter: info_at_hessische-theaterakademie.de
Konzept: Leo Schenkel (BA Regie an der HfMDK), Leona Koldehoff
Regie: Leo Schenkel
Spiel: Julius Gruner, Jonas Weber
Bühne und Kostüm: Luca Punke
Dramaturgie: Leona Koldehoff
Roy & Siegfried: Liebhaber der Illusionskünste und Amateure aus der deutschen Provinz treffen sich regelmäßig in Roys Einzimmerappartement, um sich Kunststücke vorzuführen, die manchmal sogar gelingen. Außerdem planen die beiden Freunde ihr Herzensprojekt: eine erste gemeinsame Show. Nur für Mo, Sissy und Ebru. Roy & Siegfried wagt den Versuch, jenseits der bekannten Erfolgsgeschichten Erzählenswertes zu finden. Wie verlässt man die konventionellen Muster des Storytellings im Theater und im Leben und schafft eigene Erzählungen? In neuneinhalb Szenen wird das Potential von Freundschaft erforscht und als Gegenangebot zur Berühmtheit gedacht.
29.09.2023, Theater neben dem Turm, Marburg
30.09.2023, Theater neben dem Turm, Marburg
Unterstützt von der Probebühne im Gängeviertel, HfMDK, HTA, TNT
Konzept: Leo Schenkel (BA Regie an der HfMDK), Leona Koldehoff
Regie: Leo Schenkel
Spiel: Julius Gruner, Jonas Weber
Bühne und Kostüm: Luca Punke
Dramaturgie: Leona Koldehoff
Roy & Siegfried: Liebhaber der Illusionskünste und Amateure aus der deutschen Provinz treffen sich regelmäßig in Roys Einzimmerappartement, um sich Kunststücke vorzuführen, die manchmal sogar gelingen. Außerdem planen die beiden Freunde ihr Herzensprojekt: eine erste gemeinsame Show. Nur für Mo, Sissy und Ebru. Roy & Siegfried wagt den Versuch, jenseits der bekannten Erfolgsgeschichten Erzählenswertes zu finden. Wie verlässt man die konventionellen Muster des Storytellings im Theater und im Leben und schafft eigene Erzählungen? In neuneinhalb Szenen wird das Potential von Freundschaft erforscht und als Gegenangebot zur Berühmtheit gedacht.
29.09.2023, Theater neben dem Turm, Marburg
30.09.2023, Theater neben dem Turm, Marburg
Unterstützt von der Probebühne im Gängeviertel, HfMDK, HTA, TNT